Dem gesamttiroler Historiker Dr. Franz-Heinz von Hye zum Gedenken
Der profunde Tiroler Historiker und weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannte Schriftsteller und Publizist, Stadtarchivdirektor i. R. Senatsrat a.o. Univ.-Prof. Dr. Franz Heinz von Hye, verschied in der Nacht zum 1. Dezember in Innsbruck im Alter von 78 Jahren. Dass ihm die geistig - kulturelle Einheit unserer Heimat Tirol so wie das Tiroler Schützenwesen stets am Herzen lag, geht aus seinen vielen Vorträgen, Aufsätzen und Büchern hervor. Vor allem aber seine Publikationen im „Der Schlern“ und der „Tiroler Heimat“ sowie die zweibändigen Werke über alle Tiroler Städte zu beiden Seiten des Brenners und der älteren Tiroler Heraldik bis 1805 zeichneten den gesamttiroler Historiker aus, der ein gern gesehener Votragender über Heimatgeschichte in allen Tiroler Landesteilen war.
Der aus Amras bei Innsbruck stammende Franz-Heinz Hye, der am 1. Dezember 1937 das Licht der Welt erblickte, studierte an der heimischen Alma Mater Geschichte und Geographie und anschließend in Wien am Institut für Österreichische Geschichtsforschung, habilitierte sich 1985 für Historische Hilfs- bzw. Grundwissenschaften und Tiroler Landesgeschichte an unserer Universität. Nach einer sechs - jährigen Tätigkeit im Tiroler Landessarchiv wurde Dr. Hye 1969 mit der Leitung des Innsbrucker Stadtarchives betraut. Schon bald hat der begabte Historiker das wenige Jahre zuvor im ehemaligen städtischen Volksbad Nr.3 eingerichtete Stadtarchiv mit neuen Ideen erfüllt. So begann er bereits 1970 mit der seither lückenlos durchgeführten Reihe von Halbjahres-Ausstellungen im Stadtarchiv über Themen der Stadtgeschichte mit der städtischen Portraitsammlung, die vor allem den Ehrenbürgern und Ehrenringträgern der Stadt gewidmet ist.
Die Ausstellung "Der Deutsche Orden und Tirol" im Jahre 1991 in Bozen war die in die Amtszeit Hyes, der selbst Familiare und auch Vize-Komtur des Deutschen Ordens war, fallende größte Schau. Auch die „Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchives" erhielten unter Hyes Schriftleitung als "Neue Folge" neue Gestalt und erschienen seit 1971 in Buchform. Seit Beginn seiner Tätigkeit hat sich Prof. Hye mit der Erforschung der Innsbrucker Stadtgeschichte befasst und damit die Voraussetzungen für das im Jahre 1980 gefeierte 800-Jahr-Jubiläum der Landeshauptstadt Innsbruck geschaffen. Zu den Schwerpunkten seiner Forschung zählten u.a. die Entstehungsgeschichte des Goldenen Dachls, die verfassungsrechtliche Stellung Innsbrucks als Landeshauptstadt, die kirchliche Geschichte oder auch das Grabdenkmal Kaiser Maximilians I. in der Hofkirche mit der Korrektur der Anordnung der richtigen Schilder bei den Statuen als kulturpolitisch bedeutendste Aktion des Heimgegangenen. 1985 habilitierte er sich für "Hilfswissenschaften und Tiroler Landesgeschichte" an der Universität Innsbruck. Es folgten zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Geschichte der Städte, Märkte und Gemeinden Tirols, herausgegeben von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seit 1972 war er Mitglied der Academie internationale d'Heraldique, seit 1981 Vorstandsmitglied des Österreichischen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung und seit 1989 wissenschaftlicher Beirat des Genealogisch-heraldischen Vereins «Adler» in Wien. Zu den weiteren erfolgreichen Arbeiten des früheren Innsbrucker Stadtarchivdirektors zählten die bisher in fünf Bänden erschienene Reihe "Die Stadtteile Innsbrucks” die Konzeption von Stadtteilwappen und 313 wissenschaftlichen Publikationen, davon 41 selbständige Werke, in österreichischen und internationalen Fachzeitschriften, die wie seine Vorträge bei wissenschaftlichen Kongressen in fast ganz Europa dem Namen der Landeshauptstadt Innsbruck Ehre machten. Dazu kamen 150 Kurzaufsätze in „Innsbruck informiert“. Selbst im Ruhestand war es Dr. Hye als a.o. Universitätsprofessor im Rahmen seines Lehrauftrages auf der Theologischen Fakultät ein Anliegen, sein Wissen über Themen der Tiroler Geschichte und Kirchengschichte den Studenten weiterzugeben.
Dr. Hye wurde für seine wissenschaftlichen Leistungen u. a. ausgezeichnet mit der Mitgliedschaft der Académie Internationale d'Héraldique. Er ist Träger der Medaille „PRO CIVITATE AUSTRIAE“, des „Verdienstkreuzes des Landes Tirol“, des „Ehrenzeichens der Diözese Innsbruck in Gold“ sowie des "Ehrenzeichens für Kunst und Kultur der Stadt Innsbruck".
Der angesehene Tiroler Historiker, der in vielen österreichischen und internationalen Arbeitskreisen vertreten war, möge ruhen in Frieden!